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Das Bücherregal und seine Zukunft

Was passiert mit dem guten alten Möbelstück namens Bücherregal? Stirbt es langsam aus, weil die junge Generation nur noch E-Books liest und Podcasts hört? Sind die Zeiten bald vorbei, in denen wir anhand des Bücherregals eine kleine Analyse über den Besitzer erstellen konnten? Nein, bitte nicht!
Kann man doch wunderbar in einem Bücherregal erkennen welche, Reiseziele der Besitzer innehat, ob er zu der Generation „Herr der Ringe“ zählt, sich schlaumacht mit Tipps und Tricks zum Steuersparmodell oder Macbeth im Original gelesen hat.
Das Bücherregal gibt einige kleine Geheimnisse über den Besitzer preis, die wir vielleicht vorher noch nicht wussten oder schafft eine Grundlage für ein neues Gesprächsthema für einen langen Abend am Esstisch.
Auf jeden Fall ein wunderbares Areal zum Stöbern!

Meter für Meter gute Bildung

Das Wichtigste bei den Bücherregalen war uns früher die Tatsache der Erweiterung. Ein Bücherregal musste über Elemente verfügen, die man unkompliziert an die vorhandenen Elemente ein- oder anfügen konnte. Auf ein gut gefülltes Bücherregal konnte man stolz sein, schließlich hatte Bildung noch Gewicht. Das Bücherregal ist mit unserer heutigen Festplatte auf unserem Computer vergleichbar, nur dass man auf der Festplatte als Gast nichts zu sehen bekommt.

Das neue Design

Was passiert aber jetzt mit dem guten Stück, in einer Generation von elektronischer Literatur? Müssen wir jetzt allgemein Angst um unsere Regale haben? Im heutigen Zeitalter mit den papierlosen Büros sorgt man sich ja auch schon länger um dieses Möbelstück.

Wir wollen uns der traurigen Vorstellung der buchlosen Regale nicht hingeben. Mit dem regallosen Büro kann man sich gut arrangieren, aber ohne Bücher zu leben ist doch eine bedauernswerte Vorstellung. Ein volles Bücherregal strahlt eine gewisse Belesenheit aus, erschafft eine wohnliche Atmosphäre und schenkt uns viele schöne Augenblicke. Schließlich ist zu Hause nicht nur ein Ort, an den Werbeflyer und Rechnungen geschickt werden, sondern auch ein Ort, an dem die Bücher auf uns warten.
Es gibt Möbelhersteller, die immer mehr auf Vitrinensysteme mit integrierten Regalen setzen. So wird das klassische Bücherregal neu interpretiert. Man stellt nicht mehr nur seine Bücher zur Schau, sondern auch seine Lieblingsstücke wie Reisemitbringsel, Dekorationen aller Art oder einen frischen Blumenstrauß. Manchmal ist das Design der Wand- beziehungsweise des Regalsystems auch so schön, dass man gar nichts (oder fast gar nichts) auf die „Bretter“ stellt und das Möbelstück für sein pures Design bewundert.

Das Produktdesign begleitet den Wertewandel der Bücherregale. Es wird immer filigraner, da sich nicht mehr die Frage stellt, ob die Regalbretter eine Tragkraft für zum Beispiel einen kompletten Brockhaus aufweisen müssen. Meist sind es auch gar keine Regale mehr, sondern nur noch einzelne Bretter, die sich mit der Wand verbinden. Mit den kleinen privaten Bibliotheken hat das nichts mehr zu tun, eigentlich sind es nur noch temporäre Ablageflächen für kunstvoll dekorierte Lieblingsstücke oder Aufbewahrungsboxen.

Fazit

Wir fassen zusammen: Die Bücherwand stirbt langsam aus, das Regal an sich aber nicht. Es bekommt nur neue Aufgaben, nicht mehr ganz so „tragende“. Auf den dünnen Brettchen tummeln sich jetzt filigrane Glasfiguren, teure Accessoires, Reiseerinnerungen, Deko-Dinge oder handgemachte Keramikvasen, dort wo einst die gesammelten Werke von Thomas Mann oder Marcel Proust standen.
 

Ein Appell an die Jugend

Schmeißt die wenigen Bücher, die Ihr besitzt nicht weg, Eure Eltern haben noch dieses altmodische Bücherregal und vielleicht auch ein kleines Stück für Euch freigehalten. Man kann ja nie wissen, vielleicht erleben die Bücher ein Revival, dann holt Ihr Euch die Bücher wieder und habt gleich ein Regalbrett voll und somit einen Vorsprung euresgleichen gegenüber.

Ein Appell an alle anderen

Lest weiter Bücher und behaltet Eure Bücherregale. E-Books sind praktisch, dagegen ist nichts zu sagen. Man muss auf Reisen nicht Übergepäck bezahlen, da man vier fette „Wälzer“ dabeihat. Soweit, so gut. Aber unvergleichbar ist doch, wenn man ein Buch aus dem Regal zieht und es rieseln ein paar wenige Sandkörner aus den Seiten, weil man das Buch im letzten Urlaub am Strand ausgelesen hat. Schöne Erinnerungen ploppen auf und man hat gleich den Geruch von Salzwasser in der Nase. Oder man holt sich mal wieder ein Buch aus dem Regal und blättert es durch, um nur die damals markierten Stellen noch einmal zu lesen. Allein das Umblättern der Seiten, der Geruch und die persönliche Note, die man einem Buch verpassen kann, möchte man doch nicht missen. Den begrenzten Zeitraum, an den man heutzutage nicht vor dem Bildschirm oder Display verbringt, sollte man ohne Werbebanner, Status-Updates und der Suche nach dem Ladekabel und den Steckdosen verbringen – nämlich mit einem guten Buch in seinem Lieblingssessel!